igrealty2
Social Media

Instagram-Blogger vs. Reality Challenge: Nessa’s Edition

Wie Heidi bereits hier in ihrem Part erklärt hat, haben wir vor einiger Zeit eine kleine Instagram vs. Reality Challenge ins Leben gerufen. Mit ein bisschen logischem Menschenverstand kann man ja schon erahnen, dass die wunderschönen, spontanen Schnappschüsse, die uns die Instagram-Blogger täglich servieren, alles andere als spontan sind. Wie viel Arbeit in einem Outfit-of-the-Day-Post steckt hatten wir ja bereits selbst am eigenen Leib spüren dürfen und euch hier darüber berichtet. Aber wie sieht es mit den zig Millionen anderen Bildern auf Instagram aus? Sind die genauso aufwendig?

Tja, ganz offenbar schon. Ich habe mich erneut als Versuchskaninchen erprobt, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Bild 1: Die Trendobstschale inklusive gratis Motivationsspruch

Genau das könnte der Untertitel dieses netten Bildes sein, das mir für die Challenge zur Nachstellung zugeteilt wurde. Ein Bild, dem man sicherlich gerne einen Like gibt. Schön anzusehen, eine schöne Message und ganz offenbar ein Fleckchen Asphalt, über das die Fotografin rein zufällig gestolpert ist.
Pustekuchen. Ich habe mir beim Versuch dieses Bild nachzustellen beinahe beide Beine gebrochen! Aber mal von Anfang an:

ig reality
Das fertige „Meisterwerk“


1. Die Obstschüssel. 

Ich bin mir sicher, ihr lauft auch immer mit einer gerade frisch künstlerisch angerichteten Müsli-Schüssel durch die Großstadt, bis ihr den richtigen Fleck auf dem Erdball gefunden habt, um sie zu fotografieren, bevor ihr euch letztendlich traut den ersten Bissen zu nehmen. Ich hatte leider keine durchsichtige Plastikschüssel daheim, also musste es meine ganz normale Frühstücks-Müslischale tun. Bananen, Erdbeeren und Müsli waren im Schrank – das Einzige, was beim Versuch dieses Foto zu machen tatsächlich reibungslos funktioniert hat. Dieses Triumphgefühl hat volle 10 Sekunden angehalten, bis ich dann mit zwei linken Händen vor der Schüssel stand und mich gefragt habe wie zur Hölle ich die geschnittene Banane und die Erdbeeren künstlerisch auf dem Joghurt drapieren kann ohne ein kleines Müsli-Massaker in der Küche zu veranstalten. Im Endeffekt habe ich jede. fucking. Scheibe. einzeln auf die Joghurtschicht gelegt und in die kleine freie Ecke noch ein bisschen Müsli drübergestreut. Nicht perfekt – aber wenn euer handwerkliches Skill-Level dem eines alten Stück Brots gleicht, dann ist das schon ein kleines Highlight.

 

2. Die Ortswahl

Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich laufe eher selten an Street-Art vorbei, die dann auch noch so schön passend mit mir spricht und mir mit auf den Weg gibt, wie hübsch ich bin. Wo genau ich suchen sollte wusste ich auch nicht wirklich, da die Googlesuche „Street Art in München“ wie zu erwarten keine brauchbaren Ergebnisse geliefert hat. Meine Alternative war also mich entweder über einen Gulli zu stellen und euch zu bitten, euch den motivierenden Spruch einfach selbst vorzustellen, oder selbst für ein Stückchen Street Art zu sorgen. Ich habe mich für letzteres entschieden. Wie schwer kann es schon sein, einen Kreis mit Kreide auf den Asphalt zu malen?

Gut, wenn man erst beim rausgehen bemerkt, dass man eigentlich keine Straßenmalkreide mehr hat, weil die dem Umzug zum Opfer gefallen ist, ist das im ersten Augenblick dann doch ungünstig. Zurück ins Auto und rein in den Baumarkt war also die Devise, um ein kleines bisschen zu cheaten. Am Samstag Nachmittag natürlich inklusive 5 Milliarden anderer Menschen. Macht wirklich Spaß, das kann ich euch versichern!

Nach 45 Minuten war ich also wieder zurück und mit Kreide bewaffnet, um mir meinen eigenen tollen Spruch auf den Asphalt zu kritzeln. Ich hatte die Rechnung allerdings ohne meinen Kater gemacht, der es offenbar ganz spannend fand, was ich da auf dem Boden fabriziert habe. Noch witziger fand er es allerdings sich durch den Kreidekeis zu wälzen und dabei alle Buchstaben zu verschmieren, die ich mühevoll und künstlerisch gezeichnet hatte.

3. Das große Finale: Das Foto

Irgendwann hatte ich es dann trotz rollender Kater-Komplikation geschafft „You’re pretty cool!“ auf den Boden zu schreiben („You’re beautiful“ fand ich dann doch einen Ticken zu klischeehaft). Alles was jetzt noch fehlte war also das Foto mit der Obstschüssel in der Hand. Die Banane hatte übrigens mittlerweile angefangen braun zu werden. Ich hatte natürlich nicht damit gerechnet, dass zwischen Obst-Schneiden und Foto-Machen über eine Stunde vergehen würde. Aber gut, man arbeitet eben womit man hat, nicht wahr? Ich musste allerdings relativ schnell feststellen, dass es praktisch unmöglich war, den gleichen Winkel wie in der Vorlage auf das Bild zu bekommen, ohne sich beide Beine zu brechen und sich eine Schulter auszurenken. Meine Nachbarn haben sehr wahrscheinlich gedacht, ich bin aus der Irrenanstalt abgehauen. Passenderweise hatte mein Kater in diesem Moment das dringende Bedürfnis nach Streicheleinheiten und ist während ich mit gezückter Kamera auf meinen Zehenspitzen balancierte, zwischen meinen Beinen umhergeschlichen.

Alles in allem hat dieses Foto also über 2 Stunden Zeit + kleinere Farbkorrekturen in Photoshop gekostet und mir mindestens 5 Jahre Lebenszeit abgezogen.

Bild 2: Die wohlerzogene Katze beim Nachmittagskaffee

igrealitykatze
Der Baron -.-

Ich weiß nach wie vor nicht genau ob diese Katze hier auf Drogen war, generell ausgestopft ist oder einfach nur die bravste Katze auf der Welt mimt, aber allein als ich dieses Foto zum ersten Mal gesehen habe, ist mir der kalte Schweiß den Rücken heruntergelaufen. Denn mein Kater ist weder brav, noch ausgestopft noch auf Betäubungsmittel und genau deswegen war mir eigentlich im Vorneherein schon klar, dass es ein unmögliches Unterfangen sein würde, ihn dazu zu bequemen, sich neben eine VOLLE Kaffeetasse und einen Strauß Blumen zu legen, nur um dann auch noch hübsch für die Kamera zu posen.

Galant gesagt ist mein Kater ein kleiner versnobter Baron, der mich eher als Personal, als als Frauchen ansieht. Ich darf streicheln und füttern – aber nur wenn es dem Baron passt.

Von daher habe ich erst einmal den ganzen Tag darauf gewartet, dass Mr. Baron sich mal nach Hause bewegt hat. Bei dem Wetter sind Freigänger-Katzen eben nur erreichbar, wenn man mit Trockenfutter und Brekkies 5 Mal quer durch den Garten wedelt (wahrscheinlich der zweite Moment, in dem meine Nachbarn das bunte Auto verständigen wollten). Letztendlich hat sich der Baron kurz bevor die Sonne untergegangen ist doch dazu herabgelassen durch die Terrassentür zu stolzieren. Erster Kampf überstanden. Jetzt galt es also nur noch ihn auf die Couch zu buchsieren, eine volle Kaffeetasse neben ihn zu stellen und ein paar Blumen neben ihn zu legen. Easy-Peasy.
Einen Blumenstrauß hatte ich leider wirklich nicht parat. Ich hätte eine Topfpflanze neben ihn stellen können, aber irgendwo war mir das dann doch zu lächerlich. Also musste Katze mit Kaffeetasse reichen.

Und da ich nicht lebensmüde bin und eine VOLLE Tasse neben das kleine Biest stelle, habe ich mir dank künstlerischer Freiheit erlaubt eine leere Tasse zu bevorzugen, um meine Klamotten und den Boden zu schützen. Den Herren auf die Couch zu tragen hat im Übrigen eher mindergut geklappt. Zwei Kratzspuren später war er auch schon wieder auf dem Weg zum Fressnapf. Also musste ich zur psychologischen Kriegsführung greifen: namentlich Leckerlies. Ich habe Mr Baron also durch die komplette Wohnung gelockt und letztendlich nur 20 Sekunden Zeit gehabt ein Foto zu schießen, bis er mir wieder nur seine Hinterseite und einen gefühlten Vogel gezeigt hat.

Deswegen sieht das Foto auch nicht einmal ansatzweise so aus, wie die Vorlage aber glaubt mir – ich habe mein Bestes gegeben!

Alles in allem hat es doch irgendwo Spaß gemacht die Fotos nachzustellen. Ich habe zwar beinahe pausenlos das Mantra „Was ist mein Leben eigentlich?“ im Kopf gehabt und meine Nachbarn sind jetzt sicherlich der Meinung, dass eine Geisteskranke neben ihnen wohnt, aber lustig war es doch irgendwo, wenn man sich selbst nicht ganz so ernst nimmt.
An und für sich muss man den Insta-Bloggern wirklich Props geben. Denn so einfach und spontan die meisten Fotos auch aussehen mögen, sie sind sicherlich alles andere als das.

Für mehr Fake-Reality Challenge Spaß schaut unbedingt bei unseren Mitstreiterinnen vorbei:

Heidi’s Spaß beim Kofferpacken: Hier lang!
Wir haben Jane in den Waschsalon geschickt: www.diaryofjanedarkness.de
Iris stellt sich dem Duell mit Starbucks: www.preppie-and-me.de
Für die Missionen der 99 Luftballons wurde Marfa auserwählt: www.mjgwrites.blogspot.ch
Ira versucht sich an der etwas anderen Kissenschlacht: www.irajade.blogspot.de

Hi, ich bin's, der freundliche Redhead aus der Online-Nachbarschaft. Das Internet ist meine Spielwiese. Seit Jahren stolpere ich durch die Social Media Landschaft und gebe meinen Senf zu Themen wie Game-Hypes oder dem zigsten Reboot einer Teenie-Serie. Genauso widme ich mich auch meinem etwas eingerosteten Jetsetter-Dasein, pieke deine Nostalgie mit Dingen wie dem NOKIA 3210 oder perfekt imitierten ICQ-Geräuschen und verrate dir im nächsten Satz welcher Youtuber sich diese Woche wieder ins Fettnäpfchen gesetzt hat. Ich bin ein Kind der Neunziger und habe deswegen jedes Recht dazu Kaffeekonsum als Lebenseinstellung zu sehen und mein Harry Potter-Haus in diese Beschreibung zu packen. Verklagt mich. (Slytherins unite <3) Falls ich auf meine alten Tage den Upload-Button finde und ihr hier nicht genug von meinem Geplapper bekommen könnt, findet ihr mich unter @shadowscraving auf Instagram.

13 Kommentare

  • tantedine

    😀 Oh jaaa! Als ich mit dem Bloggen angefangen habe, hab ich auch immer geglaubt, was ich auf den Bildern sehe 🙂 Ich schaue schon, dass keine Schlüpper im Hintergrund zu sehen sind oder stelle meine Sachen so hin, dass sie gut aussehen. Aber so einen Aufwand zu betreiben ist mir auch zuuu viel 😀 Das würde ich mir ja selbst nicht abnehmen 😉
    Liebe Grüße
    Nadine von tantedine.de

  • Melly

    Haha, toller Beitrag! Die Welt wäre doch sehr kitschig, wenn sie so aussehen würde, wie sie auf Instagram dargestellt wird. Dennoch sind die Fotos toll! 😉

  • Andrina Götz

    Hi Nessa, genialer Beitrag! Ich konnte ein paar Mal wirklich herzlich lachen. Ja, bei Instagram ist so viel mehr Schein als Sein. Allein schon wenn ich mir mein Obst anrichte, denke ich mir so oft „für was mache ich das eigentlich“. Wenn ich Obst esse, dann landet das normalerweise einfach in einer Schüssel. Fertig. Aber nein, jetzt wirds immer schön angerichtet, in gutes Licht gehalten und fotografiert… eigentlich total bescheuert, aber ich bin ja auch nicht besser.
    Deine nachgestellten Fotos finde ich übrigens toll!

    Liebe Grüße
    Andrina

  • Lia

    Wichtig ist doch, dass die Menschen daran Spaß haben. Wenn es soe glücklich macht, 2 Stunden für ein Foto zu investieren, dann ist es doch gut investierte Zeit.

  • Andreas Schmied

    Ein toller Post, der mich das ein oder andere Mal zum Schmunzeln gebracht hat! Instagram ist oft sehr viel Schein als Sein,als leidenschaftlicher Hobbyfotograf invetsiere ich sehr wenig in Bildbearbeitung außer ein Text oder Logo einfügen und Verkleinern mache ich nicht viel und lasse meine Fotos so wenig bearbeitet wie nur möglich!

  • Simone Spielt

    Ich bin zwar vertraut mit Instagram, aber über deine Selbstversuche musste ich trotzdem lachen. Das war sehr nett und lustig geschrieben. Ich finde das Resultat mit der Obstschale sogar besser als das Orginal. Warum ? weil es es ECHT aussieht ! Danke für diesen witzigen Beitrag, ich hatte Spass bei lesen.

  • Lisa

    Hallo,

    also ich laufe ja immer mit einer schicken Müslischale in der Hand durch die Stadt 😉 Nee, im Ernst: Was oft so locker aussieht, ist harte Arbeit im Hintergrund! Daher fand ich diesen Artikel auch super witzig 🙂

    Liebe Grüße,
    Lisa

  • Christine

    Haha, ein sehr amüsanter und sehr wahrer Text. Gerade bei der Obstschüssel musste ich wirklich lachen… ähnliche Gedanken sind mir bei all den Fotos in der Richtung auch schon so oft gekommen! Hast du gut getroffen… 🙂

  • Lisa Marie

    Hallo! 🙂 Danke für deinen lieben Kommentar auf meinem Blog! 🙂
    Hab' mich gerade mal ein bisschen bei euch umgesehen und bin begeistert,
    ihr habt einen tollen Blog! Weiter so!

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Hiermit akzeptierst du unsere Datenschutzerklärung.