Leben mit Hashimoto
Lifestyle

Leben mit Hashimoto

Klingt wie eine Hunderasse, oder vielleicht doch ein japanischer Manga? Anlass zu diesem Post gab mir eine Schauspielerin in einem Interview, als ich in der Redaktion einen Artikel zu ihrer „schweren Krankheit“ entdeckt habe. Mein erster Gedanke war Krebs, MS, Lupus und was es sonst noch alles wirklich Schlimmes gibt. Das sind für mich schwere und traurige Schicksale, denen man nur das Beste wünschen kann. Als ich dann aber las, dass die gute Frau an Hashimoto leidet, musste ich leider laut lachen. Deshalb Interviews zu geben und Hashimoto als blanken Autoimmunerkrankungs-Horror zu inszenieren fand ich persönlich doch recht überzogen. Hashimoto ist scheiße, das würde ich gar nicht anders bezeichnen, da ich es selbst habe, aber es bringt dich nicht um und ist jedenfalls für mich keine „schwere lebenseinschränkende“ Erkrankung.

 

Leben mit Hashimoto
Leben mit Hashimoto

Meine Diagnose ist jetzt bereits zwei Jahre her und wie bei sehr vielen anderen vor mir, hat es ewig gedauert, bis überhaupt eine gestellt werden konnte.
Angefangen hat alles vor über fünf Jahren damit, dass ich auf einmal große Probleme beim Essen bekam. Mir war schlecht nach einem Teller Spaghetti, ich hatte kolikartige Bauchschmerzen nach einer Pizza und alles was mir nichts ausgemacht hat, war der Tomatenreis vom Griechen. Die Diagnose war damit auch recht schnell und voreilig gefunden: Zöliakie. Da ich mich auch aus ein wenig Angst heraus geweigert habe, eine Magenspiegelung zu machen, konnte man den Test nur anhand der Blutwerte durchführen und fand damals wohl angeblich Antkörper im Blut.
Von da ab hab ich komplett glutenfrei gelebt für fast drei Jahre, was, wenn man sich fast ausschließlich von Fleisch und Gemüse ernährt und ab und an mal Reis dazu macht, eigentlich einen ziemlich krassen Einfluss auf mein Gewicht hätte haben müssen, dachte ich. Tja falsch gedacht. Obwohl ich mit meiner Schwester ein halbes Jahr ins Fitness ging, quasi keine Kohlehydrate mehr gegessen habe und damals auch recht eingeschränkt in der Getränkewahl war (ihr glaubt nicht, in wie vielen Getränken Weizenmehl enthalten ist), habe ich damals sagenhafte 600 Gramm abgenommen. Wie deprimierend und ernüchternd so ein Ergebnis nach dieser traurigen Ernährung und Sport war, muss ich wohl niemandem erklären.

Tja, was hat sich seither also für mich verändert? Ich hab Selen und L-Thyroxin verschrieben bekommen. Seit ich angefangen habe, die Tabletten zu nehmen, sind mir noch mehr Haare ausgefallen, was ich persönlich als ziemlich hässlichen Nebeneffekt empfinde. Außerdem ist mein Gewicht mittlerweile stark von ihnen abhängig. Vergesse ich die Hormone mal für längere Zeit, schießt es in die Höhe, aber dafür kann ich auch mal wieder Nudeln, Brezeln und Pizza essen. Es hat also alles irgendwie seine Vor- und Nachteile.Fast drei Jahre hab ich diesen Spaß durchgezogen, ich hab nichts zugenommen, aber leider auch kein Gramm ab. Irgendwann kamen weitere eigenartige Symptome dazu, ich verlor ungewöhnlich viele Haare, komplett kahle Stellen unter dem Deckhaar, war ständig müde und antriebslos und bekam immer wieder unkontrolliert Herzrasen, als hätte ich gerade einen Marathon hingelegt. Tatsächlich bin ich für diesen Effekt von der Couch aufgestanden und sieben Meter bis zur Haustüre gelaufen.
Das war der Punkt an dem ich mir relativ sicher war, dass irgendwas nicht stimmt. Wie wir das heutzutage eben alle tun, hab ich meine Symptome einfach mal gegoogelt und bin dabei auf die Schilddrüse und natürlich auf die üblichen anderen „Doktor Google“-Ergebnisse gestoßen, bei denen ich sehr wahrscheinlich binnen 24 Stunden tot sein würde. Schilddrüse kam mir nicht unwahrscheinlich vor, da ich seit Jahren mit meinem Gewicht zu kämpfen hatte. Deshalb führte mich mein Weg zum Endokrinologen um mir zu bestätigen, dass ich mit meiner Vermutung gar nicht so weit daneben lag und an einer Autoimmunkrankheit litt, die er als eine Form von Hashimoto bezeichnete. Zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits so weit fortgeschritten, dass meine Schilddrüse, faktisch tot war und keinen Mucker mehr tun würde.

Ich hab mich mittlerweile ganz gut mit mir selbst arrangiert würde ich behaupten. Auch damit, dass ich mich und meinen Körper wohl so lieben muss wie ich Phasen-bedingt eben gerade bin. Abnehmen finde ich immer noch eine extreme Herausforderung, zunehmen, tja das geht dafür wie von selbst. Depressionen und dergleichen hatte ich nie, Stimmungsschwankungen können schon mal vorkommen. Gegen die Haarprobleme hat mir eine Freundin mit Rheuma Kieselerde empfohlen, was ich gerne mal ausprobieren will und auch gern berichte, ob das wirklich hilft.
Sonst muss ich ganz ehrlich sagen, meine Schilddrüse mag wie ein Emmentaler aussehen, ich hab keine Modelfigur (was aber auch einfach an meiner mangelnden Selbstdisziplin liegt und mich dadurch gemeinerweise ein bisschen doppelt straft, man kann ja nicht alles nur auf Hashimoto schieben), und ich lass mich nicht einschränken. Ich glaube dabei ist ganz viel auch einfach Kopfsache und sich maßlos hineinzusteigern erhöht nur den Stressfaktor und verschlimmert dadurch alle anderen Probleme und Symptome dieser „Krankheit“.

Deshalb liebe B, C und XYZ Promis da draußen, es gibt so, so ,so viele Menschen die an Hashimoto „leiden“. Dieses Aufmerksamkeitsgehasche um eine Krankheit, die erst zum Problem wird, wenn man sie zu einem macht, finde ich schrecklich. Da gibt es Leute die wirklich krank sind!
Ich für meinen Teil würde sagen, Hashimoto macht dich nur so fertig, wie du es zulässt. Ladies, dann habt ihr eben ab und an ein paar Kilos zu viel auf den Rippen. Verbissen zu versuchen, dagegen anzukämpfen hilft euch nicht. Wenn ihr euch gesund ernähren wollt, dann macht es für euch, nicht für Hashimoto. Wenn ihr Sport treiben wollt, dann weil es euch Spaß macht, nicht weil ihr den mega Sturz auf der Waage erwartet (er wird nicht kommen, schon gar nicht über Nacht) und sonst genießt das Leben und seid glücklich!

Übrigens, nichts desto trotz, wenn ein anderer Hashimoto-Jünger die ultimative Geheimwaffe gegen Haarausfall und zur Gewichtsabnahme gefunden hat, ich freu mich über jeden Tipp, ab in die Kommentare damit ihr Süßen 🙂

Liebst,
eure Heike

5 Kommentare

  • hokis 1981

    Ich danke Dir für Deine offenheit und Deinem interessanten Bericht!

    Ich wünsche Dir nur das Beste!

    Wenn Du magst, können wir uns ja gegenseitig unterstützen in dem wir uns folgen!? Melde Dich, wenn Du interesse hast auf meinem Blog!

    Hab ein schönes Wochenende!

    xoxo Jacqueline
    Mein Blog – HOKIS

  • Sigrid Braun

    Meine Tochter leidet auch unter der Schilddrüsenunterfunktion Hashimoto. Ich kann deine Beschwerden sehr gut nachvollziehen. Bei ihr kommen noch schlimme Stimmungsschwankungen hinzu.
    Liebe Grüße
    Sigrid

  • Heidi

    Liebe Sigrid,
    sag deiner Tochter mein herzliches Beileid zu diesem Scheiß 🙁 von all zu schlimmen Stimmungsschwankungen bin ich bislang verschont geblieben. Aber es ist nicht das Ende der Welt 🙂 wie gesagt Hashimoto macht einen nur so fertig, wie man es eben zulässt. Durchhänger haben wir alle Mal aber es wird auch wieder besser 🙂
    Liebe Grüße,
    Heidi

  • HenrIk Glasse

    Ja, willkommen im Club, ich bin seit Jahren trotz angeblicher guter medikamentöser Einstellung viel zu häufig in schlechter Verfassung, frag mich manchmal wie man es schafft immer wieder mal sich auf die besseren Tage zu freuen.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Hiermit akzeptierst du unsere Datenschutzerklärung.